Die Akademie für Soziologie vergibt ihren ersten Replikationspreis — nach Kenntnis der Jury der erste Replikationspreis in den Sozialwissenschaften weltweit — an Dr. Sergio Lo Iacono (Essex und Utrecht) gemeinsam mit Wojtek Przepiorka (Utrecht), Vincent Buskens (Utrecht), Rense Corten (Utrecht), Marcel van Assen (Utrecht und Tilburg) und Arnout van de Rijt (European University Institute). Ausgezeichnet wird die Studie „The Competitive Advantage of Sanctioning Institutions Revisited: A Multilab Replication“ (PNAS Nexus, 2023). Die Jury — Nicole Kapelle (Dublin), Heinz Leitgöb (Leipzig), Ulrich Kohler (Potsdam) und Richard Traunmüller (Mannheim) — würdigt die Arbeit für ihre methodische Strenge, ihre theoretische Bedeutung und ihre vorbildliche Transparenz. Die Studie setzt einen Maßstab für Replikationspraxis in der Soziologie und erinnert daran, dass wissenschaftlicher Fortschritt nicht nur auf Neuheit, sondern auch auf Verlässlichkeit, Offenheit und Überprüfung beruht. Die Arbeit repliziert exakt das einflussreiche Science-Experiment von 2006 von Gürerk, Irlenbusch und Rockenbach (Gürerk Ö., Irlenbusch B., Rockenbach B.: „The competitive advantage of sanctioning institutions“, Science312(5770):108–111) und prüft, ob Peer-Sanktionsinstitutionen gegenüber sanktionsfreien Umwelten einen Wettbewerbsvorteil besitzen. Wenn individuelle und kollektive Interessen in Konflikt geraten, stehen Einzelne vor einem sozialen Dilemma: Kooperation führt zu höheren kollektiven Erträgen, während eigennütziges Handeln den individuellen Ertrag erhöht. Häufig schließen sich Personen in solchen Dilemmata Institutionen an und unterwerfen sich Regeln, die Kooperation fördern. Die Replikation untersucht die Tragfähigkeit von Peer-Sanktionsinstitutionen zur Förderung kooperativen Verhaltens in sieben europäischen Laboren mit N = 1.008 Teilnehmenden; die Replikation war präregistriert, mit offen zugänglichen Daten, Code und Materialien. Unter Peer-Sanktionierung gilt: Wenn genügend Personen bereit sind, Kosten für die Bestrafung unkooperativen Verhaltens zu tragen, schneiden Kooperationswillige besser ab als Nichtkooperative. Effektiv kann Peer-Sanktionierung jedoch nur sein, wenn Gruppen, die sie praktizieren, im Wettbewerb mit Gruppen ohne solche Institutionen bestehen. Die Replikationsstudie zeigt, dass Gruppen mit Peer-Sanktionierung in unterschiedlichen Populationen Gruppen ohne Peer-Sanktionierung konsistent übertreffen und überdauern. Zum AS Replikationspreis: Replikation ist ein zentraler Bestandteil solider und glaubwürdiger Wissenschaft, erhält jedoch selten die Anerkennung, die sie verdient. Der AS Replikationspreis soll dies ändern, indem er Arbeiten auszeichnet, die durch Reproduktion, Reanalyse, Replikation oder „adversarial collaboration“ herausragende Beiträge zur Überprüfung soziologischer Forschungsergebnisse leisten. Honorable Mention: Eine lobende Erwähnung geht an Corinna Lewitzky (Universität Leipzig) für ihre Reproduktion/Replikation von Pollmann-Schult (2008) zur Vaterschaft und zu den von Männern gewünschten Arbeitszeiten. Replikationen, die in den Jahren 2025 und 2026 erstellt wurden, können für die nächste AS-Auszeichnung im Jahr 2027 eingereicht werden.

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